Interview mit Teemeister Panda
Heute, liebe Teefreunde, habe ich einen besonderen Leckerbissen für Euch: ein Interview mit meinem Freund und Mentor, dem Teemeister Panda. Vielen ist dieser Name bereits ein Begriff, für die anderen hier eine kurze Vorstellung:
Teemeister Panda ist die treibende Kraft hinter einigen unserer besten Pu-Erh-Tees wie Yiwu Lucky Bee, Mansa Gushu und Gua Feng Zhai Dragon Balls. Er ist eine Koryphäe im Bereich Pu-Erh und hat deshalb einen erheblichen Einfluss auf die Teeauswahl von Teamania.
Peter: Hallo, wie ist dein Name, woher kommst du und was machst du?
Panda: Mein richtiger Name ist Chen Zi Hao und ich komme ursprünglich aus Sichuan. Aber ich bin in den Yunnan gezogen, um Pu-Erh Tee zu produzieren.
Peter: Du kommst ursprünglich aus Sichuan, weshalb ich dir den Spitznamen Panda gab, aber du produzierst Pu-Erh, den typischen Tee von Yunnan? Wieso bist du nicht in Sichuan geblieben, um Tees wie Hei Cha oder Zhu Ye Qing zu produzieren?
Panda: Ich bevorzuge, nein, ich liebe Pu-Erh. Ich glaube jeder ambitionierte Teetrinker landet früher oder später bei Pu-Erh. Die Vielfältigkeit und die Tiefe von Pu-Erh sind unvergleichbar. Kein anderer Tee bietet dasselbe Geschmackserlebnis.
Peter: Da bin ich ganz bei dir! Seit wann produzierst du Pu-Erh?
Panda: Seit 2004
Peter: Du arbeitest zusammen mit Yang Ming, einem Teemeister aus Yiwu. Magst du uns erzählen wie ihr euch kennengelernt habt und dann Freunde und Partner wurdet?
Panda: Ich begegnete Yang in Yiwu, als ich auf der Suche nach Pu-Erh-Tee war. Ich bin der festen Überzeugung, dass es Schicksal war, dass wir aufeinander trafen. Ich glaube, wir sind Seelenverwandte, denn wir haben ähnliche Vorstellungen, wie ein Pu-Erh-Tee sein soll und wie er produziert werden muss. Für den Yiwu Lucky Bee nehmen wir deshalb Teeblätter aus Yangs eigenem Teegarten, welche dort vollkommen natürlich wachsen.
Peter: Dein Fokus beim Anbau liegt ja insbesondere bei den alten sechs Teebergen. Weshalb?
Panda: Das ist unvermeidlich, wenn man sich mit der Geschichte des Pu-Erh-Tees auseinandersetzt. Die sechs alten Teeberge spielten schon immer eine wichtige Rolle in der Geschichte von Pu-Erh. Sie waren das Hauptanbaugebiet von Tribut-Tee, welcher für den Kaiser bestimmt war, und dort fing auch die Tee-Pferde-Strasse beziehungsweise die südliche Seidenstrasse an.
Peter: Was ist denn das Spezielle am Pu-Erh?
Panda: Wer Pu-Erh trinkt, nimmt dabei auch die Geschichte des Tees auf. Es ist auch eine Art, um mit den Ahnen in Verbindung zu bleiben.
Peter: Was ist das Geheimnis von Gushu? Wieso sind alle verrückt danach und was ist der Unterschied zu anderen Tees?
Panda: Die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe sowie deren Menge ist in Gushu-Teeblättern (Teeblätter von jahrhundertealten Teebäumen) anders. Taidi (Plantagen-Tee) oder Shengtai (natürlich gewachsen) ist zwar oft – aber nicht immer – verwandt mit seinen Gushu-Gegenspielern, weil sie aus Samen von Gushu oder als Setzling von diesen gezogen wurden, aber dennoch ergeben sich deutliche Unterschiede. So reichen z.B. die Wurzeln von Gushu-Bäumen viel tiefer ins Erdreich und können so mehr Nährstoffe und Mineralien aufnehmen. Ausserdem wachsen alte Teebäume langsamer und können so mehr Nährstoffe im Blatt akkumulieren.
Peter: Verstehe. Wenn ich unseren Yiwu Lucky Bee – welcher Sheng Tai ist – mit Yiwu Gushu vergleiche, erkenne ich vergleichbare Aromen, aber das Körpergefühl ist ein anderes. Auch sind andere, zusätzliche Aromen und eine leichte, angenehme Bitterkeit erkennbar.
Panda: Richtig! Und je älter die Teebäume sind, desto grösser ist der Unterschied beim Aroma und der Wirkung. Hochgewachsene Teebäume, Da Shu genannt, sind am kraftvollsten. Tee von solchen Bäumen haben manchmal sogar eine berauschende Wirkung. Ausserdem wird Gushu-Tee mit zunehmender Lagerung noch intensiver im Geschmack und bildet oft das typische Kampfer-Aroma.
Peter: Was denkst du über neue Trends wie purple tea, neue Teeberge oder modifizierte Verarbeitungstechniken?
Panda: Die violetten Teeblätter des purple tea entstehen unter seltenen Bedingungen. Deshalb sind solche Tees sehr begehrt und entsprechend teuer. Neuerdings werden aber auch spezielle Züchtungen, welche immer violette Teeblätter ergeben, angebaut. Das sind dann alles sehr junge Büsche, welche in Plantagen angepflanzt werden. Die sind eben Taidi, und die haben mit klassischem Pu-Erh nicht mehr viel gemein.
Auf einigen der neuen Teeberge entstehen aber sehr gute Tees. Sie sind einfach anders als solche auf den alten Teebergen. Tee aus Bulang zum Beispiel ist sehr kraftvoll, während Tee aus Jing Mai eher fruchtig ist. Ich selber produziere auch Tee von den genannten Teebergen.
Viele Teebauern haben angefangen, lang bewährte Verarbeitungsschritte neuen Trends unterzuordnen, damit bereits der Tee von junge Pu-Erh-Büschen süss und aromatisch schmeckt. Solche Tees eignen sich aber nicht gut zum Lagern. In meinen Augen ist das eher Grüntee und hat nicht mehr viel mit Pu-Erh gemeinsam.
Peter: Ich bevorzuge einen einfachen Gaiwan, um Tee aufzugiessen. Was bevorzugst du?
Panda: Ich schliesse mich dir an. Ein Gaiwan (Tasse mit Deckel welche zum Aufgiessen von Tee verwendet wird) ist einfach in der Anwendung und beeinflusst den Tee nicht. Es ist ein neutrales Aufgussgefäss.
Peter: Als ich dich kennenlernte, hattest du immer Nong Fu Mineralwasser dabei. Was hat es damit auf sich?
Panda: Mit dem Wasser sorge ich bei der Verkostung für gleichbleibende Geschmacksbedingungen. Ist man auf der Suche nach Tee und verkostet ihn, muss man gleichbleibende Bedingungen schaffen. Ansonsten sind die sensorischen Testergebnisse nicht vergleichbar. Nong Fu ist ausserdem ein sehr weiches Wasser und ideal für Tee. Wie ist das Wasser bei dir Zuhause?
Peter: Bei uns in Bassersdorf haben wir sehr hartes Wasser. Also alles andere als ideal für Tee. Deshalb haben wir im Haus eine Enthärtungsanlage installiert.
Was war dein erster Gedanke, als du mich kennen gelernt hast?
Panda: Ich war beeindruckt, dass jemand des Tees wegen solch einen weiten Weg auf sich nimmt. Aber auch, dass du im Blindtest die einzelnen Tees den richtigen Teebergen zuordnen konntest. Ich glaube, es ist Schicksal, dass wir uns getroffen haben und Freunde wurden.
Peter: Vielen Dank für diese spannenden Einblicke. Willst du unseren Lesern zum Schluss noch etwas mitteilen?
Panda: Lasst euch nicht von Namen und Bezeichnungen blenden. Probiert die Tees und entscheidet dann, welcher der Richtige für Euch ist. Blindtests sind ein gutes Mittel. So wird man nicht von grossen Namen oder Preisen beeinflusst. So habe ich das auch mit dir gehandhabt, lieber Peter, und du hast immer den Mansa Gushu bevorzugt.
Peter: Mansa Gushu ist übrigens immer noch mein Lieblingstee!
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